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"Künstliche Intelligenz": So hadert Precht mit der Maschine - BR24

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Ein Hörbuch, das zum Nachdenken und Debattieren anregt - über das Wesen des Menschen, über Moral, Freiheit und Autonomie. Während der Mensch sich über sehr lange Zeit als Gegenpart zu den Tieren definierte, sind wir jetzt im 21. Jahrhundert, so sieht es Precht, auf der Suche nach dem Unterschied zwischen der menschlichen und der künstlichen Intelligenz: "Menschen, so heißt es in diesem Buch, sind nicht das Andere der Natur, sondern das Andere der Künstlichen Intelligenz. Wie sichtbar trat es in diesem Frühjahr zutage. Wir sind keine defizitären Rechner, sondern empfindsame, verletzliche und resonanzbedürftige Wesen, die sich ihr Leben erzählen, um es mit Sinn auszustatten, der wichtigsten Requisite unseres eigenen Films."

Wider die "Maschinen-Religion"

Die Frage nach der technischen Zukunft ist für den 55-jährigen Philosophen und Publizisten direkt an die Frage gekoppelt nach dem Sinn des Lebens. Wie bereits in seinem vorherigen Bestseller von 2018 über die Digitalisierung der Gesellschaft äußert sich Richard David Precht in seinem aktuellen Essay kritisch der KI gegenüber. Er argumentiert mit seinen teilweise provokanten Meinungen. So nennt er beispielsweise die Transhumanisten, die an eine Verschmelzung von Mensch und Technologie glauben, „Jünger oder Hohe Priester einer Maschinen-Religion“ und überzeugt wieder einmal mit seiner antikapitalistischen Haltung:

"Wenn heute der Mensch überwunden werden soll, um den Engeln gleich zu werden, dann geben nicht Gott oder die Natur den Auftrag dazu, wie bei Manetti und Pico, sondern das Verwertungsinteresse des Kapitals. Und zukünftige Herrschaft in einer unbedingten Fortschrittsgesellschaft wird nicht von Staaten ausgeübt wie bei Comte, sondern von Hightech-Konzernen und Maschinen."

Einer KI kann keine menschliche Moral einprogrammiert werden

In populärwissenschaftlicher Sprache macht Precht aber nicht nur auf die Gefahren und Grenzen der Künstlichen Intelligenz aufmerksam. Er beruhigt mit der Erkenntnis, dass die menschliche Art zu denken nicht einfach auf technische Problemlösungen übertragen werden könne. Einer Maschine könne keine menschliche Moral einprogrammiert werden. Denn menschliche Moral, so macht uns der Autor eindringlich klar, sei irrational, nicht normierbar und hoch situativ. Doch die künstliche Intelligenz sei speziell und programmierbar.

"Beim Menschen hingegen ist es genau umgekehrt: Ihre Problemlösungsmuster und -strategien sind hoch individuell, das heißt, jedes Gehirn denkt anders. Ihre Intelligenz dagegen ist allgemein, also hochflexibel und auf alle erdenklichen Bereiche anwendbar."

Ein Hörbuch wie ein interessanter Vortrag

Besonders authentisch wirkt das Hörbuch, weil es der Autor selbst liest. Dadurch erinnert es an einen längeren philosophischen Vortrag mit aktuellen Bezügen auch zur Corona-Krise oder politischen Statements zu Trump und Bolsonaro. Der Autor beweist erneut sein Gespür für gesellschaftlich relevante Themen und entlarvt den heutigen Optimierungswahn: "Der neue Auftrag dagegen lautet: Grenzen akzeptieren zu lernen. Das ist nicht leicht zu internalisieren. Der Ehrgeiz der Antiken Griechen war das souveräne 'Sichabfinden'. Optimierung bedeutete: gelassener zu werden. Wie weit haben wir uns inzwischen davon entfernt, wenn Glück stets einen Kick bedeuten muss, eine Challenge."

Richard David Precht weckt mit seinem knapp siebenstündigen Essay: „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens: Ein Essay“, die Lust, nachzudenken, zu diskutieren und zu widersprechen.

Das Hörbuch hat der Hörverlag herausgebracht. Das Buch ist bei Goldmann erschienen und kostet 20 Euro.




August 05, 2020 at 03:52PM
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