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Mobilfunk: UMTS-Versteigerungstaktik wird mit Nobelpreis ausgezeichnet - Golem.de - Golem.de

Sie haben Deutschland zum Mobilfunk-Entwicklungsland gemacht und wurden heute mit dem Nobelpreis ausgezeichnet: die Auktionstheorien von Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson.

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Die Versteigerung der UMTS Lizensen brachte 100 Milliarden DM und viele Probleme mit sich.
Die Versteigerung der UMTS Lizensen brachte 100 Milliarden DM und viele Probleme mit sich. (Bild: Pixabay / Montage von Golem)

Der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften der Schwedischen Reichsbank geht 2020 an Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson für ihre Arbeiten in der Auktionstheorie und die Entwicklung neuer Auktionsformate. Die Reichsbank begründete die Wahl damit, dass dadurch Verkäufer, Käufer und Steuerzahler auf der ganzen Welt profitiert hätten.

Die Arbeit der Preisträger baut unter anderem auf der Spieltheorie von John Nash (Wirtschafts-Nobelpreisträger von 1996) und den Erkenntnissen zur Informationsasymmetrie zwischen Käufern und Verkäufern auf. Diese wurde vom Preisträger von 2001, George Akerlof, untersucht und mit dem berühmten Paper The Market for Selling Lemons populär gemacht, in dem er die Probleme von Käufern und Verkäufern beim Kauf von gebrauchten Autos auf dem freien Markt untersuchte.

Auf anderen Märkten wie dem Verkauf von Frequenzspektren gibt es ganz ähnliche Probleme. Dort gibt es Asymmetrien zwischen dem Nutzen des verkauften Gutes für die privaten Betreiber und dem Nutzen für die Öffentlichkeit. In normalen Versteigerungen kam es dabei oft dazu, dass sich die Betreiber der Funknetze bei der Versteigerung miteinander verständigten und so die Preise niedrig hielten. Milgrom und Wilson entwickelten dagegen die simultane Versteigerung von Frequenzpaketen in mehreren Runden.

In Deutschland wurden 1999 die UMTS-Lizenzen nach diesem Prinzip versteigert. Die Gebote mussten gleichzeitig verdeckt abgegeben werden, wurden aber am Ende jeder Versteigerungsrunde veröffentlicht. Mit jeder Runde mussten die Gebote steigen, da aber deren Höhe geheim blieb, mussten die Beteiligten sich gegenseitig überbieten und die Preise stiegen immer weiter. Am Ende wurden sechs Pakete mit UMTS-Lizenzen für 100 Milliarden D-Mark versteigert.

Für die Netze blieb kein Geld übrig

Zu viel Geld, wie sich schnell herausstellte. Wegen der hohen aufgenommenen Kredite für die Frequenzen wurden die Netze nur langsam und lückenhaft aufgebaut, die Tarife blieben dauerhaft hoch und der öffentliche Nutzen der Mobilfunknetze in Deutschland blieb weit hinter dem in anderen Ländern zurück.

In der Begründung der Preisvergabe heißt es, dass die neuen Erkenntnisse zu höheren Umsätzen bei Verkäufern oder niedrigeren Kosten bei Käufern führten. Allerdings weist die Begründung nicht darauf hin, dass nicht beides gleichzeitig der Fall ist. Auch in der ausführlichen Begründung ist nicht zu erkennen, dass den Preisrichtern dieses Problem bekannt war. Der tatsächliche Nutzen der Frequenzen für die Öffentlichkeit spielt darin keine Rolle, vielmehr beschränkt sich die Beurteilung durchweg und sehr eng auf die erzielten Preise in der Versteigerung.

Dabei gibt es in den Wirtschaftswissenschaften durchaus Konzepte wie das der Externalitäten, die solche ungewollten Effekte beschreiben können. In den Modellen kommen aber nur Externalitäten vor, wenn ein Gebot eines Bieters einem anderen Bieter ein höheres Gebot aufzwingt. Die Externalitäten der Auktion auf die Nutzung des Frequenzspektrums durch die Bevölkerung kommen weder in der Pressemeldung, noch in der 7-seitigen Erklärung für die Allgemeinheit oder der 41-seitigen wissenschaftlichen Erklärung zur Preisvergabe vor.

Während die Arbeiten von Milgrom und Wilson sicherlich preiswürdig sind, ist es die Begründung der Preisvergabe mit Sicherheit nicht.

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